Gedanken über Schule und Corona oder ein Nachtrag zum Schülerferienprogramm:

Die Herbstferien stehen vor der Tür. Dies ist vielleicht ein guter Moment für einige Gedanken zum Thema Schule in Zeiten von Corona.

Wie uns die COVID-19-Pandemie in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens große Anstrengungen und Entbehrungen abverlangt, so wird auch unser Schulsystem auf eine historische Probe gestellt. Allein ernsthafte Gedankenspiele, die Abiturprüfungen im Schuljahr 2019/2020 abzusagen, wären noch zu Silvester als Witz abgetan worden.

Schule ist systemrelevant und wir alle – aber besonders die Eltern unter uns – haben im letzten Schuljahr mit einer großen Kraftanstrengung zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebs beigetragen.

Ja, die Schulen haben im Rahmen des ihnen durch den Schulträger und die große Politik gesteckten Rahmens versucht, so schnell wie möglich auf die „Schulschließungen“ ab Mitte März zu reagieren. Dies hat – so ehrlich müssen wir sein – abhängig vom technischen Know-how der Lehrkräfte und dem Digitalisierungsstand der Schule mal besser mal schlechter funktioniert. Gerade, wenn man das „System“ Schule im letzten Schuljahr hautnah erleben durfte, konnte man aber hierbei die Kreativität, das Engagement, die Geduld und auch die Frustrationstoleranz vieler Eltern in besonderem Maße erleben und schätzen lernen.

Gerade vor diesem Hintergrund war es uns als Freien Wählern Eislingen sehr wichtig, uns auch im August 2020 am Schülerferienprogramm zu beteiligen, als die Frage einer Absage unseres Programmpunktes im Raum stand.

Auf der einen Seite wollten wir den Eltern durch einen Tagesausflug ein kleines bisschen Entlastung bieten; auf der anderen Seite wollten wir aber ganz bewusst auch einen Beitrag dazu leisten, dass die Schülerinnen und Schüler nach den Monaten der „Schulschließungen“ und der allmählichen Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts ein kleines Stück Normalität in ihren Sommerferien genießen konnten. Schule ist nicht nur Lernort, sondern auch ein Ort des sozialen Miteinanders – beides ist für die Entwicklung junger Menschen essentiell.

Mit zwei Ausflügen in den Schiefersteinbruch Kromer am 30. und 31. Juli konnten wir unser Vorhaben unter der Leitung von Beatrice Wahlenmaier-Lang und mit Unterstützung durch die Familie Bloch dann auch unter Einhaltung aller damals geltenden epidemiologischen Vorgaben realisieren: In pädagogisch anregender Atmosphäre haben die Kinder nicht nur etwas über das Leben „in einem Land vor unser Zeit“ erfahren, sondern konnten auch selbst als kleine Hobby-Paläontologen aktiv werden. Für die Kinder standen in erster Linie der Spaß und das gemeinsame Abenteuer im Vordergrund. Wenn dabei das soziale Miteinander und das praktische Lernen am „lebenden“ Objekt gefördert werden konnten, ist das aus pädagogischer Sicht besonders wertvoll. Schule ist – trotz aller Planung – immer ein Stück weit Improvisation, weshalb wir am zweiten Termin sogar noch einen Abstecher ins Museum unternahmen, um der „urzeitlichen“ Hitze zu entkommen.

In jeder Krise steckt der antiken Wortbedeutung nach auch tatsächlich eine Chance. Selbstverständlich dürfen wir uns ärgern, dass nicht nur die Industrie- und Schwellenländer Asiens, sondern auch das chronisch marode US-Schulsystem den Online-Unterricht reibungsloser und umfassender realisieren konnten als die Bundesrepublik. Allerdings können wir auch hoffen, dass die jetzt freigesetzten Innovativkräfte schon längst überfällige Anstöße für eine zeitgemäße Digitalisierung des deutschen Bildungssystems sein werden.

In der Hoffnung, dass Ihre berufliche und private Situation trotz aller Widrigkeiten gut ist, möchten wir Ihnen herzlich schöne Herbstferien wünschen!